Vulva, Vulvas, Vulvat…

wie sie versuchte, eine Heldinnen-Geschichte mit dem weiblichen Geschlechtsteil zu schreiben und sehr früh stolperte….

Vorarbeit zur Opelschen Vulva-Bibel und Opels Vulva-Erzählungen, dem Game of Vulvas, die als Vaginen-Story angekündigt war.
Da, wo nichts ist, das Loch, die Abwesenheit des Penis, nur die nachgeordnete Hülle für dieses allgegenwärtige Symbol der Macht, überall da soll in meiner Bibel Heldin werden.
Das hatte ich mir so vorgestellt: Im Alten Testament windet sich die Vagina im Urschleim des Archaischen, sie schlägt sich mit dunklen Mächten herum, so Auge-um-Auge-mäßig und vorzivilisiert. In Bildern dunkelrot und schleimig, ein orgiastisches Gewusel. Gut und Böse gibt es noch nicht, nur die Allheit des Seins. Meine Vagina wird im Umgang mit all dem gedemütigt, geprüft, letztlich gestählt. Sie reift zu einer wundervoll vielblättrigen, zu einer starken, gefestigten Heldin heran.
Für das Neue Testament – plötzlich gibt es einen Horizont und den aufrechten Gang – kann sie sich „neu erfinden“. Sie ist neu erfunden. Ich erfinde sie neu.
Ich sehe sie vor mir, diese Vagina, wie sie als Lichtgestalt mit Heiligenschein auf der Bildfläche der Menschheitsgeschichte auftaucht. Bestimmt, weise und auf sympathische Art anders als die anderen. Sie wird zum Symbol einer ganzheitlichen Liebe, sie ist Jesa Christa. Sie wird Wunder vollbringen an den Siechen und Zerschlagenen. Eine Spur der Liebe und des Friedens schmückt den Weg ihrer sanften Sohlen. Immer wieder wird sie versucht werden, vom Mamon, vom Mannon. Sie wird Anflüge von Schwäche zeigen, sich fangen, sich bewähren. Nach den Regeln der Erzählkunst. Der Schluß ist zu wichtig, als dass ich ihn hier schon andeuten könnte.
Ich muss für heute passen. DENN: Bei der Recherche-Vorarbeit dieser großen Story bin ich über die korrekte Bezeichnung meiner Heldin gestolpert:
Va-Gi-Na, diese drei Silben werden zu Unrecht für das Ganze des Geschlechts verwendet! Vagina ist weniger als Vulva, sie ist das innere Geschlecht, das unsichtbare, das, was wir als Scheide bezeichnen. Die Autorinnen und Kulturwissenschaftlerinnen Liv Strömquist und Mithu Sanyal klären und erzählen uns das und auch, warum wir unser Geschlecht so schlecht kennen und benennen. Sie erzählen von der bewegten Kulturgeschichte, aus der Unkenntnis und Sprachverwirrung resultieren.
Aus einem in vorchristlicher Zeit gefeierten lebensspendenden, hochgeschätzten Organ, das auf Kultgegenständen großzügig dargestellt wurde, ist im Bürgertum die tabuisierte, versteckte, unsichtbare Scham geworden. Pssst!
Im Jahr 2020 wird die Vulva in einer Wissenschaftssendung als „Terra Incognita“ bezeichnet. Niemand – nur sehr wenige Expertinnen- weiß genau, wie sie aussieht und wie ihre einzelnen Teile zu nennen sind.
Bevor ich also zum Eigentlichen kommen kann, zur Ausarbeitung der Geschichte um die wunderbare Vulva (!) – die ich nun möglicherweise auch etwas anders denken muss – erlege ich mir Denk- und Sprachübungen auf:
Vulvo, vulvas, vulvat, vulvamus, vulvatis, vulvant!

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